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Schnuller oder Daumen – der beste Weg zur Beruhigung

Es ist eine Frage, an der sich die Geister scheiden. Den meisten Eltern ist es sicher am liebsten, ihre Kinder komplett auf beides verzichten zu lassen, aber wenn die Nächte immer kürzer und unruhiger werden, bleiben der Griff zum Schnuller oder das Erlauben des Daumens oftmals die Rettung in der Not. Aber was davon ist eigentlich besser, schonender und gesünder für den Nachwuchs? Wir haben uns einmal mit den Vor- und Nachteilen von Schnullern und dem Daumenlutschen beschäftigt.

Warum Kinder gern nuckeln – Urinstinkt und Entspannung

Saugen ist ein essentielles Grundbedürfnis von Babys. Mit diesem Verhalten sichern sie ihr Überleben und die Nährstoffversorgung an der mütterlichen Brust. Deshalb fangen sie erwiesenermaßen auch schon im Mutterleib ab dem 5. Schwangerschaftsmonat damit an. Doch auch abseits der Nahrungsaufnahme sorgt das Saugen für einen angenehmen Effekt, denn es werden Glücks- und Wohlfühlhormone ausgeschüttet. Das hat eine beruhigende und ausgleichende Wirkung, weshalb Kinder durch dieses Verhalten auch leichter mit Stress und Anspannung zurechtkommen.

Zu guter Letzt wird spätestens in der oralen Phase ohnehin alles mit dem Mund untersucht und er wird immer mehr das wichtigste Werkzeug zum Erforschen und der Kontaktaufnahme mit der Umwelt.

Also was ist (neben der Brust) letztendlich besser, um das Saugbedürfnis von Babys zu stillen: Der Schnuller oder der Daumen?

Gegenüberstellung – Schnuller vs. Daumen

Je nach Studie nutzen 6 bis 8 von 10 Kindern in den ersten beiden Lebensjahren einen Schnuller. Zwischen 65 % und 90 % der Kinder zwischen 0 und 2 Jahren lutschen außerdem – oft zusätzlich zum Schnuller – am Daumen.

Natürlich wünschen sich die meisten Eltern weder auf das eine noch das andere zurückgreifen zu müssen, aber wenn nachts halb drei der Haussegen schiefhängt und der Nachwuchs einfach nicht aufhört zu schreien, können sie schon enorm entlastend sein.

Die einzige wirkliche Alternative bietet nur die Brust. Bei Kindern mit einem starken Saugbedürfnis wird sie aber auch irgendwann wund und fängt an zu schmerzen. Wenn man den ganzen Tag dauerstillt, bleibt vielen Müttern irgendwann dann nur noch die Kapitulation in Richtung Daumen oder Schnuller.

Schauen wir uns einmal die Vor- und Nachteile beider Varianten an.

Pro Daumen – immer verfügbar

Das wichtigste Argument für den Daumen liegt – im wahrsten Sinne – auf der Hand. Ob man ein Hörspiel hört, die Gegend erkundet oder schläft – er steht einfach immer zur Verfügung, ist entsprechend einfach in der Handhabung und kostengünstig. Zwar kann man ihn natürlich nicht sterilisieren, aber es gibt dafür auch keine Bänder oder ähnliches, mit denen man sich verfangen könnte, keine Teile die verschluckt werden können.

Darüber hinaus ist die Zeit, in denen der Daumen genutzt werden kann, begrenzt, denn gerade zum Spielen haben Kinder nicht beide Hände frei und lassen dann auch gern mal vom Daumennuckeln ab.

Eine finnische Studie besagt übrigens, dass Kinder ab dem 6. Lebensmonat Schnuller ohnehin nur noch nachts benutzen sollten. Ihr Gebrauch erhöht dann die Wahrscheinlichkeit an Ohrinfekten zu erkranken. So haben Kinder, die vorher entwöhnt wurden, im ersten Lebensjahr bis zu ein Drittel weniger Mittelohrentzündungen.

Und zu guter Letzt geht eine Studie der englischen medizinischen Fachzeitschrift ‚LANCET‘ sogar noch weiter: Ihr zufolge sind Schnullernutzer im späteren Leben weniger intelligent als Kinder, die am Daumen oder anderen Finger nuckelten.

Pro Schnuller – zahnfreundlicher und kontrollierbar

Da besonders Kinder mit einem starken Saugreflex am liebsten ununterbrochen an der Brust liegen, wurde in den 20er Jahren in den USA der erste Schnuller erfunden. Seine Ursprünge liegen sogar schon 4.500 Jahre früher im alten Ägypten, in dem man offensichtlich schon mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen hatte. Hier gab es Saugtöpfe, die nicht zur Nahrungsaufnahme, sondern auch eher der Beruhigung dienten.

Aus medizinischer Sicht ist das folgende Argument besonders wichtig: Der Daumen ist hart und nicht kiefergerecht geformt – somit können nachweislich starke Kieferfehlstellungen auftreten. Die Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik und Kinder- und Jugendärzte teilen daher die Meinung, dass sämtliche Argumente für den Daumen seine Langzeitschäden nicht wettmachen und sprechen sich dagegen aus. Im Gegensatz zum Daumen sind Schnuller mit ihren schmalen Hälsen in der Regel wesentlich kiefergerechter geformt. Zahnfehlstellungen und Sprachfehlern wird dadurch besser vorgebeugt.

Unterstützer findet der Schnuller auch in Studien, die belegen, dass sein Einsatz in der Nacht sogar die Gefahr des plötzlichen Kindstods um 50 bis zu 90% (!) senken kann. Die Gründe hierfür sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Manche Theorien besagen, dass sich Kinder mit einem Schnuller im Mund nachts nicht aufs Gesicht legen. Andere vermuten wiederum, dass sich durch die beruhigende Schnullerwirkung Kinder im Schlaf nicht so viel bewegen und nicht die Decke über den Kopf ziehen. Die angeregte Muskulatur und Speichelbildung könnten ebenso dazu führen, dass Kinder schneller aus dem Tiefschlaf erwachen können. Wir sind auf jeden Fall gespannt, in welche Richtung diese Forschungen noch gehen.

Manche Experten warnen zwar vor einer möglichen Verwirrung bei Babys, die gestillt werden und den Schnuller bekommen. So kann insbesondere der frühzeitige Einsatz dazu führen, dass das Stillen plötzlich nicht mehr so gut funktioniert. In der Praxis berichten aber mindestens genauso viele Eltern, dass es keinerlei Probleme gibt. Es hängt wahrscheinlich einfach vom Kind selbst ab und wie gut es das Eine vom Anderen trennen kann.

Ob es ein Vor- oder Nachteil ist, dass Kinder während des Nuckelns beide Hände frei haben, ist umstritten. Natürlich kann dein Sprössling so bequem weiterspielen, nutzt den Nuckel im Schnitt aber wahrscheinlich auch häufiger, was sich wiederum auch negativ auf die Zähne auswirken kann.

Einen großen Pluspunkt bekommt der Schnuller schlussendlich dafür, dass er nicht am Körper „festgewachsen“ ist: Wenn er nicht von den Eltern gegeben wird, ist er eben nicht verfügbar – das erleichtert später auch ungemein die Entwöhnung.

Durch die ständige Verfügbarkeit des Daumens ist es besonders kleinen Kindern schwierig zu vermitteln, dass er plötzlich nicht mehr genutzt werden darf. Die Abgewöhnung des Schnullers fällt entsprechend leichter.

Fazit – Schnuller laut Experten vorn

Sieht man sich die Gegenüberstellung an und glaubt der Meinung von Experten und Ärzten, liegt der Schnuller dann doch etwas vorn. Man sollte das aber auch von der jeweiligen Lebenssituation abhängig machen und prüfen, was für einen am besten funktioniert. Schließlich mögen ja nicht alle Kinder gleichermaßen den Schnuller.

Wichtig ist nur, dass man versucht, beides – soweit es eben geht – eher im Rahmen zu halten und nicht den Schnuller als Allheilmittel für sämtliche Klagelaute nutzt. Häufig reichen auch einfach das Fläschchen, Zuwendung etc.

Wann ist Schluss – spätestens ab dem dritten Lebensjahr

Egal, für welche der beiden Varianten man sich entscheidet – sie sollte früher oder später auch einmal ihr Ende finden. Beim Daumenlutschen dauert die Entwöhnung – wie schon beschrieben – länger, da er immer verfügbar ist und man sein Kind in der Zeit sehr gut im Auge behalten muss. Manche Mütter greifen auch darauf zurück, den Daumen mit einem Pflaster abzukleben, dann vergeht Kindern schneller der Appetit darauf.

Der oben genannten finnischen Studie zufolge ist es ratsam, ab dem sechsten Monat den Schnuller nur noch nachts zu geben, um Ohrinfekten vorzubeugen. Laut Medizinern sollte das Nuckeln aber generell spätestens ab dem dritten Lebensjahr abgewöhnt sein. Sonst drohen – egal was das Kind benutzt – fehlerhafte Zahnentwicklungen und -stellungen (zum Beispiel ein offener Biss im Bereich der Vorderzähne), sowie Dysfunktionen der Zunge und Schluckgewohnheiten.

Bei der Entwöhnung zählt vor allem eins: Versuche nichts zu erzwingen. Meist führt das nur zu Stress und Tränen auf beiden Seiten. Jede Umstellung braucht ihre Zeit und hier ist deine Geduld gefragt. Helfen können dir hier Ersatztröster, wie Kuscheltiere, verabredete schnullerfreie Orte oder Zeiträume am Tag. Es gibt Bücher, Geschichten, aber auch speziell geformte Schnuller, die dich ebenso dabei unterstützen können. Wie man den Schnuller nach und nach am besten loswird, haben wir in einem anderen Beitrag ausführlich beschrieben.

Wichtig ist in erster Linie, überzeugend, konsequent und wachsam zu sein. Oftmals hat der Schnullerwunsch mit Langeweile, Kummer, Müdigkeit oder Unzufriedenheit sehr einleuchtende Bedürfnisse, die man auch gut anderweitig besänftigen kann. Wir wünschen dir und deinem Liebling auf jeden Fall alles Gute dabei.

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